Die Hunde im Souterrain

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  • Die Hunde im Souterrain
  • Roman (320 S.)
  • Limbus Verlag
  • ISBN-Nr. 978-3-99039-7

 

KLAPPENTEXT

Felice und Ulrich sind ein Liebespaar – Studentin und junger Professor, intellektuell  versiert, glücklich. Sie verbringen in den 1970er Jahren eine entscheidende Zeit ihres Lebens an der amerikanischen Ostküste und bewegen sich in hochkarätigen universitären Kreisen, wo man Weltpolitik buchstäblich als Konstruktion begreift. Dann jedoch geschieht etwas, was Ulrichs Leben für immer verändert – in einer unaufhaltsamen Abwärtsspirale trudelt er der Katastrophe entgegen und setzt seinem Leben schließlich ein Ende. Felice bleibt als vergeblich Fragende und radikal Vergessende zurück, bis Jahrzehnte später eine Kiste mit Schriftstücken sie zwingt, in die Vergangenheit nach New York und Boston zurückzureisen, um herauszufinden, warum Ulrich damals verlorenging. Was hatte es mit den Hunden im Souterrain auf sich, die Ulrich so besessen in Schach halten wollte? Führte er ein Doppelleben? Wer wusste mehr als Felice in jenen fernen, traumverlorenen Zeiten, als man sich in Ironie erging und das Leben mit literarischen Zitaten schöner färbte?

 

 

REZENSIONEN

Markus Clauer „ Die Rheinpfalz“
„Es sind Aufräumarbeiten, die Felice in New York erledigt, 40 Jahre danach, auch historische, deutsche. Durch den in musikalisch schwingenden Sätzen erzählten Roman ziehen sich Kontinuitäten. Ulrich räumt reale und eingebildete Schuld mit der Radikalität des Totalitarismusexperten auf, Felice hat in Wahrheit nie aufgehört zu denken, was er denken würde. Nie versäumt, sein Triebsublimationsleben zu leben, in dem man Thomas Mann verehrt, den – was damals niemand aussprach –  heimlichen Schwulen, und sich die Welt mit dem Feuilleton in der Hand erklärt. (…)
Was für ein feinnerviges Liebesgeschichtsbuch der Roman doch ist. Jetzt geht einem auch auf, warum ein Auszug des in einem kleinen österreichischen Verlag erscheinenden Werks für den großen Döblin-Preis nominiert war. Damals war das eine Überraschung. Jetzt nicht mehr.“

Jochen Schimmang „taz“
„Ein großartiges Stück Erinnerungsarbeit an die siebziger Jahre, die nicht so befreit waren, wie nachträglich imaginiert, leistet Gabriele Weingartner in „Die Hunde im Souterrain“. In diesem Roman bekommt man aber zudem eindrucksvoll vorgeführt, wie harmlos, wie brav, wie autoritätsfixiert die Generation der Studentenrevolte, zumal ihr universitärer Teil, in Wirklichkeit gewesen ist. Ulrich gehört zwar nicht zu den Revoltierenden, ist aber auch Mitglied dieser Generation und durchaus ihr Repräsentant.“

Helmuth Schönauer „Tiroler Buchkultur“
Gabriele Weingartner verschachtelt die Zeitebenen raffiniert in Boxen der Enthüllung und Verpackung. Indem eine Sache klar gelegt wird, verschwindet sie auch schon wieder als Erzählstoff. Die Figuren leben an manchen Tagen Sätze aus der Weltliteratur nach, das große politische Konfliktgemenge wird heruntergebrochen auf das Individuum, das daran zerbricht. So schreibt Ulrich entscheidende Passagen seiner Therapie sinnigerweise auf die Rückseite von Referats- Entwürfen über den West-Ost-Konflikt. Eine anspruchsvolle Erzählmethode, die letztlich schlichten Erwartungen des Individuums durch das komplizierte Flusensieb des Intellekts zu pressen.

Emma Guntz  „Dernière Nouvelles d’Alsace“
Die tragische Geschichte von Felice und Ulrich, der Abstieg Ulrichs in eine selbst geschaffene Hölle, die er mit anklagenden Schatten bevölkert, die nie versiegende Liebe „Filitschis“, ist eingebettet in den mit akribischer Orts- und Sachkenntnis, mit viele Atmosphäre gestalteten Hintergrund des amerikanischen Universitätsmilieus. Die Handlung ist eng verwoben mit Zeitgeschichte, mit dem Problem einer (un)möglichen Vergangenheitsbewältigung und den internationalen, kulturellen Ereignissen und literarischen Neuheiten der siebziger Jahre. Die verschiedenen Zeit- und Ortsebenen sind kunstvoll miteinander verknüpft. Schicht für Schicht der Vergangenheit wird behutsam abgehoben und die so entstandenen Erinnerungssplitter zu einer fortlaufenden Geschichte gestaltet. Eine gewisse Leichtigkeit und zugleich Gewichtigkeit des Erzählens und der rhythmische Fluss der klaren nuancierten Sprache machen diesen neuen Roman Gabriele Weingartners zu einem Lesegenuss.“

Rochus Groß „SWR2-Lesezeichen“

Ein literarisches Festmahl!

Gerd Forster „Chaussée“
Durchweg erweist sich die Autorin zudem als „femme de lettre“, indem dem Leser zahlreiche Schriftsteller und Künstler begegnen und er sich getestet fühlen könnte, ob er über sie Bescheid weiß, etwa über Max Frisch, Ingeborg Bachmann, Paul Celan, Emily Dickinson, Oskar Werner, Albert Camus, August von Platen, Stefan George, Heinrich Heine.  Felice bzw. die Verfasserin gesteht dann auch „wegen ihrer Belesenheit extrem anfällig für Assoziationen“ zu sein. Auch im Bereich der Musik kennt sie sich aus, und so treffen wir u.a. auf auf Franz Schubert, Leonard Bernstein und Glenn Gould.
Besonders die Sensibilität der Autorin  für die Nuancen von Stimmungen, Seelenzuständen, Verfassungen der handelnden Personen machen ihr Buch äußerst lesenswert. Falls jemand etwas ungeduldig sein sollte, weil er das Rätselhafte, Geheimnisvolle schneller entschlüsselt haben möchte, empfiehlt sich ein zweiter Lesedurchgang, bei dem er nun die delikate Sprache des Buches intensiver  genießen und sich in Ruhe auch auf Exkurse einlassen kann.