Leon Saint Claire zeitlose Unruhe

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  • Leon Saint Claire zeitlose Unruhe
  • Roman (350 S.)
  • Limbus Verlag
  • ISBN-Nr. 978-3-99039-155-6

 

KLAPPENTEXT

Leon Saint Clair – ein Mann mit unschuldig betörendem Charisma – lebt bei seiner Freundin Konstanze in Berlin, die wohl weiß, dass sie vieles über ihn nicht weiß, aber deutlich sieht, dass ihn etwas quält, also schickt sie ihn zum Psycho-Analytiker. Bei Doktor Zucker auf der Couch hat Leon Zeit, sich zu vergegenwärtigen, was ihm das Herz schwer macht: Erinnerungen an die Napoleonischen Kriege, an Preußens Blütezeit, an Bangkok 1923, an die Jahre in einer Kommunalka in Moskau, an die großen Lieben Gertie und Elsbeth, an alle die Menschen, die ihn benutzt haben, an all die, die er verraten hat, die Abschiede, die Einsamkeit. Was soll man anfangen mit einem niemals endenden Leben? Was wird Leon tun? Ein Roman über das Leben eines Taugenichts mit abenteuerlichen Volten quer durch Geschichte und Geografie, ein Kaleidoskop aus Menschen, Orten, Ereignissen, erzählt mit leichtem Humor und großer Ernsthaftigkeit.

 

 

 

REZENSIONEN

Emma Guntz, DNA Alsace
„Wunderbarerweise gelingt es Gabriele Weingartner, den Spannungsbogen aufrechtzuerhalten und die Epochen, die ihren eigenen Charakteristiken, Menschen und Atmosphären zugleich auseinanderzuhalten und so zu verstricken, dass sich der aufmerksame Leser nicht verirrt. In ihrer ureigenen, kultivierten, immer von einem Hauch von Ironie geprägten Sprache integriert sie nahtlos die ihr notwendig erscheinenden sozialen, politischen, kulturellen Informationen in den Erzählstrom und überlässt es dem Leser, seine eigenen Schlüsse zu ziehen. Ein anspruchsvolles, faszinierendes Buch, das man nicht nur einmal lesen kann und sollte. L’appétit vient en mangeant…“

 

Jochen Schimmang, Frankfurter Allgemeine Zeitung
„Was Leon seinem Analytiker auf der Couch nicht erzählt, arbeitet gleichwohl während dieser Zeit in seinem Kopf und führt uns vom ancien régime über die Französische Revolution, vom Wien der Mozartzeit über Bangkok 1923 ins Moskau der stalinistischen Schauprozesse (wo der Held unter anderem zwei Figuren aus Koestlers „Sonnenfinsternis“ kennenlernt), vor allem aber ins Berlin der Napoleonischen Kriege. Das alles nicht etwa schön linear, sondern als Zeitreise, die gerne vorausgreift und zurückblendet. Damit das nicht ins Beliebige abrutscht, ist eine hohe erzählerische Disziplin und Ökonomie erforderlich. Die hat Gabriele Weingartner auch schon in Romanen wie „Villa Klestiel“ und „Die Hunde im Souterrain“ bewiesen, und die Disziplin tut ihre segensreiche Wirkung auch in diesem Roman. (…)

Das historische Panoptikum, das uns G.W. in rascher Szenenfolge darbietet, ist anschaulich. Zwar gilt ihre Hingabe erkennbar dem Berlin der Jahre um 1800 und der spätaufklärerischen Tradition, aber auch alle anderen aufgerufenen Bilder sind nicht mühsam zusammengeklaubt und schon gar nicht gebastelt. Die Autorin hat gegenüber ihrem Protagonisten allerdings den Vorteil, dass ihre Wanderung durch die europäische Geistes- und Schreckensgeschichte retrospektiv erfolgt und sie deshalb die Bedeutung einzelner Ereignisse hinreichend erfassen kann. Das erlaubt ihr, bei ihren Geschichten zwischendurch das Genre der Hochkomik zu bedienen, das bekanntlich mit nichts so wenig verschwistert ist wie mit dem Tieftraurigen.  Das trägt zur Unterhaltsamkeit des Romans bei.“

 

Gertie Pohlit, Die Rheinpfalz
„Weingartners Erzählstil mäandert , wie die Stationen ihres Titelhelden, virtuos zwischen kruder Realitätsschilderung – dem Tod der kleinen Pferdeäpfel-Sammlerin im spätbarocken Wien beispielsweise – und geistreich amüsanten Sottisen, wie dem wunderbaren Kapitel um die Allonge-Trophäen der Bordell-Kundschaft , und immer auch – wie im Moskau-Kapitel –  ist der politische Zeitgeist mit an Bord.“

 

Helmuth Schönauer, Tiroler Buchkultur
„Gabriele Weingartner nimmt den Leser mit zur Therapie und lässt einen Topf voller Leichtigkeit über ihn ausschütten. Kunst, Literatur, Geschichte, alles hängt miteinander zusammen und kann ständig neu verknüpft werden. Allmählich setzt sich die Unruhe, denn die Zeit steht beim Lesen still. Bestens therapiert durch den Roman lässt sich das Leben anschließend wieder mit der Leichtigkeit eines Taugenichts fortsetzen.“

 

Michael Braun, Die Rheinpfalz 
„Gabriele Weingartner erteilt sich in ihrem historisch weit ausgreifenden Roman die Lizenz zum flirrend durch die Zeiten mäandernden Erzählen. Die acht Kapitel des Romans sind als psychoanalytische Sessions von Leon angelegt, der im Berlin der Flüchtlingskrise eher widerwillig einen Analytiker aufsucht, um die eigene zweihundertfünfzigjährige Lebensgeschichte mitsamt ihren Traumata zu rekonstruieren. Der Klient schweigt jedoch gegenüber seinem Analytiker und zieht es vor, seine Lebensgeschichte nur in Erinnerungen und Tagtraumbildern gleichsam als funkelndes Mosaik zusammenzusetzen.

Mit detailversessenen, oft an Gemälden orientierten Beschreibungen und blitzschnellen Schauplatz- und Szenewechseln erarbeitet die Autorin ihre historischen Tableaus

 

Leonie Becker, SWR2
Ein unsterblicher Wanderer durch die Jahrhunderte: das ist Léon Saint Clair. Doch er hat Probleme, die vielen Personen und Ereignisse wirklich einzuordnen. Das versucht er nun aus einem zeitlichen Abstand von mehr als 200 Jahren, weil ihn Alpträume und Melancholie quälen. Gabriele Weingartner wirft einen faszinierend präzisen Blick auf die Geschichte und schafft zugleich das erstaunliche Porträt eines zutiefst einsamen Menschen.